Zwei Künstler auf einer Mission

Abseits der touristischen Wege, östlich des Flughafens, auf dem Weg zum Gambia River, liegt das Dorf Galowya. Mit Mauern umgrenzte Compounds, Wassertanks, Felder, Bäume, staubige Wege und ein Fußballfeld. Nichts Besonderes also, könnte man denken – bis man die ersten Bilder an den Hauswänden sieht: Street Art inmitten einer Dorflandschaft. Und im Zentrum des Ortes das Café „Baobab“. Der namensgebende Baum steht inmitten des Gastraumes, die Decke ist mit bunten Stoffen behangen, an den Wänden hängen Bilder und Applikationen.

Betreiber des Cafés sind zwei junge Männer, Amadou Bah (*24.06.1998) und Musa Bah (*18.02.2001). Beide wurden in Galowya geboren und sind dort aufgewachsen. Sie sind Künstler und die treibende Kraft hinter den Bildern, die hier überall zu sehen sind. Gleich gegenüber dem Café befindet sich das neueste Werk: das Porträt eines Mannes, gemalt in den traditionellen Farben der Wolof. Ebenso traditionell sind der Schmuck und die Gesichtsbemalung. Der Ort strahlt eine ruhige Atmosphäre aus und wurde für die Bedürfnisse der Besucher des Dorfes errichtet.

Gleich gegenüber dem Café befindet sich das neueste Werk: das Porträt eines Mannes, gemalt in den traditionellen Farben der Wolof. Ebenso traditionell sind der Schmuck und die Gesichtsbemalung. Der Ort strahlt eine ruhige Atmosphäre aus und wurde für die Bedürfnisse der Besucher des Dorfes errichtet.
Schnell kommen wir mit den Künstlern ins Gespräch und sie sind gern bereit, uns auf einer Tour durch das Dorf zu begleiten.

Wir halten vor einem Bild an einer Hauswand. Es ist das erste Werk der beiden und stammt aus dem Jahr 2020. Die Geschichte des Bildes ist schnell erzählt: Auf dem Feld gegenüber dieses Platzes wurden die dort gewachsenen Mangobäume allesamt gefällt. Die einst dort lebenden Vögel haben den Ort verlassen. Die Gründe waren wirtschaftlicher Natur: Einige Bäume wurden verkauft, andere zu Holzkohle verarbeitet. So verständlich die Gründe auch sind, so klar war den beiden Künstlern das Zweifelhafte an diesem Tun.

Die Botschaft des Bildes ist unmissverständlich und als Schriftzug inmitten des Werks zu lesen. Die handelnden Akteure sind ohne Gesicht dargestellt und adressieren damit die Allgemeinheit. Bewohner des Dorfes reagierten betroffen auf das Bild. Tatsächlich setzte allmählich ein Lernprozess und Umdenken ein. Einige von ihnen haben daraufhin Bäume in ihren Compounds gepflanzt. Auf dem Feld, wo einst die Bäume standen, wächst jetzt Gras.

Die Hoffnung bleibt, dass auch dort wieder Bäume angepflanzt werden.

Eine klare Botschaft vermittelt auch das nächste Bild. In stilisierter Schrift steht das Wort „Jamtan“, was in der Sprache der Fula „Frieden“ bedeutet. Folgerichtig steht es neben dem Symbol der weltweiten Friedensbewegung. Eingeschlossen darin sind Münder und Herzen, die für sozialen Zusammenhalt stehen. Links im Bild befinden sich drei Köpfe in den traditionellen Farben der Fula. Ihre Kopfbänder symbolisieren Führer der Fula. Und über allem die Taube Picassos, die zum machtvollen Symbol des Friedens geworden ist.

Die Farben für dieses Bild wurden von Africell, einem Mobilfunkanbieter in The Gambia, gesponsert.

Das nächste Bild entstand in einem Workshop mit der Mount Batten School in Großbritannien. Die Schule unterhält Verbindungen zu Schulen in China, Indien und auch zur Mansa Colley Bojang School in The Gambia. Zusammen mit Schülern dieser Schule wurde das Bild geschaffen. Im Mittelpunkt stehen sich umarmende Figuren verschiedener Hautfarben, ein Symbol für den grenzenlosen Zusammenhalt aller Menschen. Der Vielfalt der beteiligten Künstler geschuldet, enthält das Bild eine Fülle von Details wie Palmen, landestypische Tiere, Blumendekore – einige der Beteiligten haben einfach einen Handabdruck oder ihren Namen hinterlassen.

Ein paar Schritte weiter befindet sich das Bild mit der Signatur EAJ2323. Es wurde von einem französischen Künstler zusammen mit Amadou und Musa geschaffen. Zu sehen sind Hunde, bekleidet mit Hoodie und Sonnenbrille, die menschlich wirken und ruhig in die Landschaft blicken. Sie strahlen den Habitus freier Straßenkünstler aus, die aufmerksam ihre Umgebung beobachten.

Die Szene ist eingebettet in eine fantastische Wasserlandschaft mit Fischen, Wolken und Spiegelungen – symbolisch für den Gambia River. Was möchte uns das Bild vermitteln? „Seid wachsam, bleibt aufmerksam, lasst euch nichts entgehen. Bewahrt, was wertvoll ist und geschützt werden muss.“

Und weiter geht unsere Tour durch das Dorf. Das nächste Bild steht im direkten Bezug zum Gambia River und zu den hier lebenden Menschen. Es entstand im Rahmen eines jährlich stattfindenden Kunstfestivals.

Der Fluss, mit einer Länge von 1120 Kilometern, gab dem Land seinen Namen. Er durchfließt zur Hälfte das Staatsgebiet und prägt damit das gesamte Land. Der Gambia River ist Wasserspender, bringt fruchtbaren Schlamm ins Land und bietet mit seinen zahlreichen, meist saisonalen Nebenflüssen Lebensraum für viele Wasservögel und Tiere. Nicht zuletzt spendet er Nahrung für die Menschen. Der Fischfang ist eine wichtige Quelle des Nahrungserwerbs und steht jedermann offen.

Diese Geschichte wird in dem Bild erzählt. Wir sehen einen Mann, der beladen mit zwei großen Fischen entweder zu einem Markt oder zu seinem Haus läuft. Rechts im Bild findet sich eine weitere Lebensquelle des Flusses: Obst und Gemüse. Links sind die ständigen Begleiter der Fischer zu sehen – die im Wald lebenden Affen.

Das letzte Bild unseres Rundgangs ist eine Botschaft der beiden Künstler Amadou und Musa – eine Botschaft des Friedens. Die Menschen müssen lernen, friedlich miteinander zu leben, um glücklich sein zu können. Es ist eine Reise, ein Traum, den es wert ist, zu verfolgen und zu leben.

Amadou und Musa möchten diese Botschaft von Frieden und Kultur überall verbreiten. Sie überbringen sie als Repräsentanten ihres Stammes, ihres Volkes und ihres Landes. Doch die Botschaft der beiden bleibt nicht auf ihre Heimat beschränkt – sie richtet sich an die ganze Welt, an alle Menschen. Wie uns die beiden Künstler berichteten, haben Besucher aus der Ukraine geweint, als sie dieses Bild betrachtet haben.

Wir sprechen noch lange mit den beiden, spazieren durch ihr Dorf und treffen uns im Café „Baobab“. „Welche Ziele habt ihr für die Zukunft?“ haben wir sie gefragt.

Sie wollen natürlich ihr Projekt im Dorf fortführen und weiterhin im Austausch mit Künstlern aus aller Welt stehen. Ihre künstlerischen Möglichkeiten möchten sie weiterentwickeln. Sie träumen von einem Studium im Senegal und möchten gerne an der Dakar Academy Kunst studieren.

Während die beiden über ihre Pläne sprechen, sind wir bereits in Gedanken dabei, Möglichkeiten zu finden, um die beiden zu unterstützen.

Auf der Rückfahrt denke ich lange nach über diese beiden ungewöhnlichen Menschen. Ich bin beeindruckt von der Entschlossenheit und Energie, mit der sie ihre Vision verfolgen. Und wie sie mit ihrer Kunst das Dorf zu einem ganz besonderen Ort machen. Und während dieser Artikel entstand, haben Amadou und Musa bereits ein neues Projekt mit norwegischen Künstlern durchgeführt.

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