Sie sind keine Zwillinge im eigentlichen Sinne, die Brüder Dieguane und Mamadou. Ihre Schicksale lassen sie als solche erscheinen, weil sie sich auf fatale Weise gleichen. Beide Kinder leben in dem Dorf Sing Boyar im Senegal. Dieguane ist neun, Mamadou fünf Jahre alt. Beide leiden seit ihrer Geburt an einer Knochenerkrankung, die sich in unzureichendem Wachstum und einer der Glasknochenkrankheit ähnlichen Anfälligkeit für Knochenbrüche äußert. Beide Kinder leben mit ihrer Mutter in einem Compound zusammen mit anderen Familien und deren Kindern. Diese Gemeinschaft ist sehr wichtig für die beiden.

Dieguane ist jetzt knapp einen Meter groß und kann mit Hilfe seines Stockes laufen. Er spielt mit den anderen Kindern Fußball. Da er ohne Hilfe nicht laufen kann, krabbelt er auf dem Boden und treibt den Ball mit seinen Fäusten. Mamadou hat eine ganz eigene Technik entwickelt, um voranzukommen. Er sitzt auf dem Boden, schwingt seine Beine und stößt sich mit den Händen ab. Sein ganzer Körper ist in Aktion, wenn er sich schlängelnd vorwärtsbewegt.
Dieguane soll nächstes Jahr eingeschult werden. Seine Mutter möchte aber nicht, dass er die Schule besucht. Sie befürchtet, dass ihr Sohn mit seinen empfindlichen Knochen von anderen Kindern verletzt werden könnte. Die Kinder des Compounds, in dem die Familie lebt, sind es gewohnt, rücksichtsvoll mit Dieguane umzugehen. Wie die Kinder in der Schule reagieren, weiß die Mutter nicht und ist entsprechend vorsichtig.
Alternativ könnte Dieguane zu Hause unterrichtet werden. Das hätte den Vorteil, dass auch Mamadou am Unterricht teilhaben kann. Die Lehrerin der Schule hat sich bereit erklärt, die beiden für eine Stunde am Tag in Lesen, Schreiben und Mathematik zu unterrichten.
Und ein weiterer Schritt für die Entwicklung der Kinder ist geplant. Beide sollen für eine gründliche Untersuchung zur „Africa Mercy“ gebracht werden. Die „Africa Mercy“ ist ein Hospitalschiff der christlichen Hilfsorganisation Mercy Ships. Es dient der kostenlosen medizinischen Behandlung von Menschen.


Dort soll geklärt werden, wie den Brüdern medizinisch geholfen werden kann. Und es soll eine Antwort auf die Frage gefunden werden, ob ein operativer Eingriff sinnvoll ist. Ob es dazu kommt ist ungewiss, da das Schiff zurzeit im Süden Afrikas unterwegs ist.
Für beide Kinder eröffnen sich mit diesen Vorhaben neue Möglichkeiten für eine Entwicklung zu Menschen, die trotz ihrer vielfachen Behinderungen ein selbstbestimmtes Leben führen können. Mit eigenen Interessen, Plänen und Zielen. Sie werden Umwege in Kauf nehmen müssen und andere Möglichkeiten finden müssen, um ihre Ziele zu erreichen. Wir möchten sie auf diesem Weg unterstützen, denn Unterstützung werden sie, wie wir alle, brauchen.
Mit 270,00 Euro pro Jahr könnte die Einschulung von Dieguane finanziert werden.