Die Nursery School von Sing Boyar
Viel Optimismus und ein langer Atem sind notwendig, um eine Nursery School im Ort zu betreiben. Ohne die Zusammenarbeit vieler Dorfbewohner geht dabei gar nichts. Wir haben diese bemerkenswerte Initiative im Dezember 2024 bei unserem Besuch kennengelernt.
Amie Sarr und Mariama Kama, zwei ausgebildete Lehrerinnen, leiten voller Stolz und Hingabe diese Nursery School. Sie haben den Schulbetrieb in einem leeren Gebäude gestartet und wollten nicht jahrelang warten, bis die Inneneinrichtung vollständig ist.
Die Nursery School selbst wurde im Jahr 2022 gebaut. Bauherr war die Kommune. Die Einrichtung umfasst einen Aufenthaltsraum von 63 m² und einen Außenbereich von 850 m².


Der Boden des Aufenthaltsraums ist gefliest. Zur Vorbereitung auf die Kinderbetreuung steht den Lehrerinnen ein Lehrerzimmer zur Verfügung. Es gibt Toiletten und einen Wasseranschluss.
Fünf Stunden täglich, von Montag bis Freitag, werden die knapp 60 Kinder zwischen drei und sechs Jahren betreut und unterrichtet. Eltern, die ihre Kinder hierherbringen, zahlen umgerechnet 1,50 Euro Schulgeld pro Monat. Viele Familien leben vom geringen Ertrag, den der in kleinbäuerlicher Handarbeit betriebene Anbau von Erdnüssen abwirft. In der Regenzeit, die durchschnittlich drei Monate dauert und bis zur Ernte sowie Verarbeitung der Erdnüsse kaum Einkommen bringt, bleibt die Einrichtung geschlossen – und zur Freude der Eltern entfällt in dieser Zeit auch das Schulgeld.
Was für die Eltern gilt, trifft jedoch auch auf die Erzieherinnen zu. Sie erhalten ihr Gehalt von umgerechnet 40 Euro pro Monat nur für die Zeit, in der die Nursery School geöffnet ist. Ihre Arbeit wird als freiwillig bezeichnet, die Aufwandsentschädigung liegt bei 360 Euro im Jahr. Weitere Leistungen wie Kranken- oder Pensionsvorsorge gibt es nicht. Zur Einordnung der Gehaltshöhe: Das jährliche Durchschnittseinkommen im Senegal liegt bei 1.540 Euro (Quelle: Statistisches Bundesamt, 2021).
Die Ausstattung der Nursery School ist spartanisch. Es gibt nur zwei Tische. Die Schüler malen, zeichnen und schreiben auf dem Fußboden oder halten die Unterlagen auf den Knien. Das ist sehr mühsam. Schreibübungen werden auf kleinen Tafeln ausgeführt. Bilder- oder Schulbücher sind nicht vorhanden, und Unterrichtsmaterialien sind knapp.
Wie uns der Schulkoordinator Herr Biram Ndong mitteilte, braucht die Nursery School dringend Schulmöbel – insbesondere Tische, an denen die Kinder arbeiten können, sowie altersgerechte Stühle oder Bänke. Die Möbel sollten stabil und langlebig sein. Vor Ort gibt es einen Tischler und einen Schmied, die diese Möbel anfertigen könnten. Leider fehlt das Geld, um die Handwerker zu bezahlen. Möbel aus Deutschland wären eine Alternative, sollten sie als Spende in die Schule gelangen. Ebenso der Mangel an Büchern und Schulmaterialien ist auf finanzielle Engpässe zurückzuführen. Die Schüler dieser Schule besitzen – anders als viele andere im Senegal – keine Schuluniform, da die Eltern sie nicht bezahlen können.



Im Dorf leben 64 Familien, und die Anzahl der Kinder ist groß. Neben der Nursery School gibt es eine Primary School für die Klassenstufen eins bis sechs. Die Secondary School ist 2,5 km entfernt. Dort gibt es einen Vormittags- und einen Nachmittagsunterricht. Die Kinder gehen zwischendurch nach Hause, um der Familie bei der Arbeit zu helfen. Einige haben Fahrräder, die von einer NGO gespendet wurden und für 10 Euro pro Jahr gemietet werden können.
In der Nursery School von Sing Boyar lernen die Schüler neben der Amtssprache Französisch auch in ihrer traditionellen Sprache schreiben und lesen. In der Region lebt die Volksgruppe der Serer, dementsprechend lernen die Kinder die gleichnamige Sprache. Wir wurden mit Liedern in der Serer-Sprache begrüßt.
An Engagement mangelt es den Menschen, die sich um die Nursery School kümmern, gewiss nicht. Engagement allein reicht jedoch nicht aus. Auch die materielle Basis muss stimmen – und diese hängt oft von den finanziellen Möglichkeiten der Gemeinschaft ab. Leider sind diese sehr begrenzt. Alles in allem leben die Bewohner des Dorfes Sing Boyar in einfachen Verhältnissen. Geld für Investitionen ist kaum oder gar nicht vorhanden. Ohne externe Unterstützung können Projekte wie die Ausstattung der Nursery School mit Möbeln und Lehrmaterial nicht realisiert werden. Mit unserer Hilfe können wir den Menschen im Dorf allgemein und den Kindern im Besonderen eine bessere Zukunft ermöglichen.
Amie Sarr und Mariama Kama, die voller Liebe zu ihrem Beruf täglich ihre Energie für ihre Schüler aufbringen, hoffen sehr, dass wir als Verein eine Unterstützung sein können. Und wir werden alles tun, um das Engagement der beiden Lehrerinnen zu unterstützen.